Zur Person:Einleitung - die Person Maria von Agreda
Von frühester Jugend an hatte Maria durch übernatürliches Gnadenlicht tiefe Erkenntnisse über Gottes Wesen und Schöpfungsplan, über die Geheimnisse der Menschwerdung Christi, über die Gottesmutter und über die Erlösung des Menschengeschlechtes empfangen.
Alles hatte sie in ihrem Herzen bewahrt und erwogen,
doch war ihr ganzes Innere davon getragen und erfüllt.
Als sie 1627 Äbtissin geworden war,
offenbarte ihr der Herr Seinen Wunsch, alles,
was Er ihr über das Leben Seiner heiligsten Mutter anvertraut habe,
zu Seiner Ehre und zum Nutzen der Seelen niederzuschreiben.
Als Schwester Maria wieder einmal im Gefühle ihrer Armseligkeit zweifelte,
ob sie die rechte Schreiberin eines so großen Werkes sei,
erschien ihr die Gottesmutter und sprach:
«Die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte hängt nicht von der Schreiberin
ab, sondern von dem Urheber, der die höchste Weisheit
ist und von dem alle Wahrheit ausgeht.
Das Werkzeug, das Er erwählte, sollte kein hochgelehrter Mann sein,
weil man dann das Werk seiner eigenen Wissenschaft zuschreiben könnte.
Es gereicht zur größeren Ehre Gottes, wenn das Werkzeug
eine Frau ist, der weder Wissenschaft noch eigenes Studium dabei helfen.
Daraus werden alle erkennen, dass sich in dieser Geschichte nichts findet,
was von dir stammt und dass du dir
dabei nicht mehr Verdienste zueignen darfst als der Feder,
mit der du schreibst.»
Als König Philipp IV. Von Spanien erfuhr, dass die Äbtissin
von Agreda das Leben der Himmelskönigin geschrieben habe,
wünschte er sich eine Abschrift davon. Nach Einsichtnahme
übergab der König das Werk seinem Beichtvater, dem berühmten
Dominikaner P. Johannes vom hl. Thomas und einigen
anderen gelehrten Theologen zu eingehender Prüfung.
P. Johannes erklärte alsbald, er wolle in jeder Versammlung
von Theologen öffentlich verteidigen, dass Maria von Agreda
mit eingegossener, übernatürlicher Wissenschaft begabt sei.
Einige Jahre nach dem Tode der Dienerin Gottes schrieb Pater Samaniego:
«Mit jedem Tag nimmt der Ruf ihrer Heiligkeit zu.
Unter dem gläubigen Volke wird Mutter Maria von
Jesus einfach die heilige Nonne von Agreda genannt.»
Diese Verehrung steigerte sich zufolge auffallender Gebetserhörungen und Wunder.
Einige derselben wurden 1678 vom Bischof von Tarazona in den Informationsprozess
zur Seligsprechung aufgenommen und eidlich bezeugt.
Es handelt sich bei den Offenbarungen der Äbtissin Maria
von Jesus um jenes innere Schauen, das von dem heiligen
Johannes vom Kreuz und von der heiligen Theresia von Jesus
als höchste Stufe mystischen Erlebens (Beschauung) beschrieben wird.
Schwester Maria bemerkt dazu: «Körperliche Visionen habe ich
in diesen Zeiten und Zuständen» der inneren Schauung «sehr selten,
wohl aber manchmal imaginäre. Diese gehören
aber einer viel niederen Stufe an als alle bisher beschriebenen,
die Welt erhabener, geistiger und verstandesmäßiger sind.
Ich kann mit Bestimmtheit versichern, dass bei allen Erleuchtungen,
großen wie kleinen, höheren wie niederen, die ich vom Herrn,
von der allerseligsten Jungfrau oder von den Engeln empfange,
mir eine Überfülle von Licht und höchst heilsame Lehren geschenkt
werden, in denen ich die Wahrheit, die höchste Vollkommenheit
und Heiligkeit sehe und erkenne. Auch empfinde
ich dabei eine übernatürliche Kraft und ein Feuer, das mich
antreibt, die Reinheit der Seele und die Gnade Gottes
in möglichst hohem Grade anzustreben, ja dafür zu sterben und in
allem das Vollkommenere zu tun. Dies sind die Arten und Stufen
der Erleuchtung, durch die ich zum großen Nutzen und Jubel
meines Geistes alle Geheimnisse des Lebens der Himmelskönigin erfahre.»
